(Foto: Inge Luttermann, Hamburg 2024)
Meinungsfreiheit und Freedom of Speech
Über Denk- und Debattenräume in Deutschland und den USA
Plenarvortrag Erfurter Psychotherapiewoche
(Theater Erfurt, Großes Haus, 11. September 2024)
Exposé Vortrag
Am 30. Juni sendete der DLF in der Reihe "Essay & Diskurs":
Und demnächst die AfD? Liberale Perspektive auf ein mögliches Verbotsverfahren
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SWR Kultur "Forum"-Diskussion (15. Mai): Wie krisenfest ist das Grundgesetz? (mit Christoph Schönberger, H.M. und Heribert Prantl)
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"Vorpolitisch" Meets Horst Meier
Gespräch mit Sebastian Schnelle über Verbotsverfahren, die AfD und den Verfassungsschutz
Vorpolitisch Podcast, 17. März 2024
Anhören: PodBean | Spotify | YouTube
Erlöst uns ein Parteiverbot von der AfD?
Gespräch mit Stefan Sasse
Bohrleute Podcast, Folge 71, 7. März 2024
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Der Verfassungsschutz, nutzlos seit eh und je
Wer braucht die Gesinnungs-Gouvernante? Eine Behörde rettet Deutschland nicht vor der AfD
Von Claus Leggewie & Horst Meier
Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 16. Februar 2024
Verbot der AfD?
Bericht über Diskussionen und Demonstrationen in Deutschland
Deutsche Welle-TV (12 Min.) vom 28. Januar 2024 (spanisches Programm)
Putin nach den Haag?
Der Haftbefehl, der Angriffskrieg und das Völkerrecht
Essay und Diskurs, Deutschlandfunk, 12. November 2023
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Rede von Präsident Selenskiy vor dem US Congress am 21. Dezember 2022
Voller Wortlaut der Rede | CNN-Video
"Hoffnung ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern ist die Gewissheit, dass es Sinn hat, zu kämpfen – egal, wie es ausgeht. "
- Václav Havel
Foto: imago 1993
2022 in 2. Aufl. erschienen bei Hanser "das Buch der Stunde":
Karl Schlögel, ENTSCHEIDUNG IN KIEW. Ukrainische Lektionen (1. Aufl. 2015. 304 S., 25€)
Das Opfer des Lebens
Zur Frage, was uns die Freiheit wert ist
Radioessay "Gedanken zur Zeit", NDR Kultur, 19. November 2022
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Putins Krieg und das Völkerrecht
Radioessay "Gedanken zur Zeit", NDR Kultur, 25. Juni 2022
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Im März 2022 ist bei Nomos mein neuer Essayband erschienen: "POLITISCHE EINHEIT IM DISSENS. Variationen über Bürgerrechte und Politik. Bd. II"
Nomos Shop | Inhaltsverzeichnis
Kontrollierter Anbau und Joint aus der Apotheke?
Die Ampelkoalition will Cannabis entkriminalisieren
Radioessay "Gedanken zur Zeit", NDR Kultur, 5. Februar 2022
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Ein Grundrecht auf selbstbestimmtes Sterben
Nach dem Verfassungsgericht ist das Parlament wieder am Zug
Radioessay "Gedanken zur Zeit", NDR Kultur, 16. Oktober 2021
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2022 | · | Politische Einheit im Dissens. [50] Variationen über Bürgerrechte und Politik. Bd. II Nomos Shop | Inhaltsverzeichnis Rezension Hendrik Wassermann, Recht und Politik, Heft 3/2022 Rezension Eckhard Jesse, Rechtstheorie, Heft 4/2022 Literaturtipp Marcel Schütz, Politikum 8 (3), S. 78 |
2019 | · | Ralf Dreier, Die Mitte zwischen Holz und Theologie. Eine Art Bilanz (zusammengestellt und hrsg. von Horst Meier). Nomos Shop Rezension Manfred H. Wiegandt, Rechtstheorie, Heft 4/2019 Rezension Hendrik Wassermann, Recht und Politik, Heft 4/2019 Rezension Hartmut Dreier, AMOS, Heft 4/2019 Rezension Hubert Rottleuthner, Kritische Justiz, Heft 2/2020 |
2019 | · | Nach dem Verfassungsschutz. Plädoyer für eine neue Sicherheitsarchitektur der Berliner Republik (Koautor Claus Leggewie). 2. Auflage (198 Seiten, 15€). Hirnkost Verlag Shop ...ein "utopisches Sachbuch" (FAZ vom 27. März 2020) |
2018 | · | Eintrag in "Kleines Kasseler Literatur-Lexikon", hrsg. von Nikola Roßbach. Hannover: Wehrhahn Verlag 2018 |
2017 | · | Das zweite Verbotsverfahren gegen die NPD. Analyse, Prozessreportage, Urteilskritik. Duncker & Humblot (gemeinsam mit Claus Leggewie und Johannes Lichdi) Flyer (PDF) | English Summary (PDF) |
2015 | · | Verbot der NPD – ein deutsches Staatstheater in zwei Akten. Analysen und Kritik 2001–2014. Berliner Wissenschafts-Verlag
(mit Gastbeiträgen u. a. von Hans Magnus Enzensberger, Eckhard Jesse, Wolfgang Kraushaar, Claus Leggewie, Johannes Lichdi, Volker Neumann und Peter Niesen sowie einem Gespräch mit Bernhard Schlink) Flyer (PDF) |
2012 | · | Nach dem Verfassungsschutz. Plädoyer für eine neue Sicherheitsarchitektur der Berliner Republik (Koautor Claus Leggewie). Verlag Archiv der Jugendkulturen |
· | Protestfreie Zonen? [44] Variationen über Bürgerrechte und Politik. Berliner Wissenschafts-Verlag Inhaltsverzeichnis (PDF) |
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2010 | · | Rechtsradikale unter dem Schutz der Versammlungsfreiheit (Mithrsg.). Evangelische Akademie Hofgeismar |
· | Direkte Demokratie im Grundgesetz? (Mithrsg.). Evangelische Akademie Hofgeismar | |
· | Erhard Denninger, Polizei im demokratischen Rechtsstaat (Mithrsg.). Evangelische Akademie Hofgeismar | |
2002 | · | Verbot der NPD oder Mit Rechtsradikalen leben? (Mithrsg.). Suhrkamp |
1995 | · | Hitler zurücknehmen. Zum antinazistischen Imperativ bei Jean Améry. In: Jean Améry, Ressentiments. Europäische Verlagsanstalt (gekürzt in: Jean Améry, Werke, hrsg. von Irene Heidelberger-Leonard, Bd. 9: Materialien. Stuttgart, Klett-Cotta: 2008 S. 445 - 449) |
· | Republikschutz (Mitautor). Rowohlt | |
1993 | · | Parteiverbote und demokratische Republik. Nomos |
(Alle Texte des seit 1947 erscheinenden MERKUR sind über dessen Online-Archiv [für 2 € das Stück] erhältlich: https://www.merkur-zeitschrift.de/archiv/)
· Warum die AfD-nahe Stiftung bei der staatlichen Finanzierung nicht benachteiligt werden darf. Anmerkungen zum Grundsatzurteil des Bundesverfassungsgerichts In: Recht und Politik, Heft 2/2023
Text als PDF kaufen
· Das „Immunsystem“ reagiert gereizt: Corona-Proteste und Verfassungsschutz. In: Recht & Politik, Heft 2/ 2021
· Über die Versammlungsfreiheit in der Corona-Krise - eine Zwischenbilanz. In: Recht und Politik, Heft 3/2020
· Die AfD und der Verfassungsschutz - ein deutsches Extremistenspiel
oder Der lange Abschied von der fdGO. In: Recht und Politik, Heft 4/2019 (nachgedruckt in: Recht und Politik, Beiheft 4: 70 Jahre Grundgesetz. Berlin: Duncker & Humblot 2020)
· Kritik der [im NPD-Urteil kreierten] "Potentialität". In: Merkur 819 (August 2017)
· "Streitbare" oder liberale Demokratie? Wie man in Deutschland und den USA mit "nichtgewalttätigen Extremisten" umgeht. In: Recht & Politik, Heft 4/2015
· Claus Leggewie/Horst Meier, Vom Betriebsrisiko der Demokratie. Versuch, die deutsche Extremismusdebatte vom Kopf auf die Füße zu stellen. In: Eckhard Jesse (Hrsg.), Wie gefährlich ist Extremismus? Sonderband der Zeitschrift für Politikwissenschaft (2015), S. 163–196
· Mit ‚Rechts‘ leben. Gespräch mit Bernhard Schlink. In: Recht und Politik, Heft 4/2014.
· Wozu eigentlich noch Verfassungsschutz? In: Merkur 777 (Februar 2014) – ebenfalls in: Eurozine vom 12. Februar 2014.
· Endlosschleife NPD-Verbot. Über Parteienfreiheit und „streitbare Demokratie“. In: Merkur 768 (Mai 2013).
· „Geistiges Eigentum“ im digitalen Zeitalter. Zur Debatte um das Urheberrecht. In: Neue Gesellschaft/Frankfurter Hefte 3/2013.
· Wer vom Parteiverbot spricht, darf über die Freiheit nicht schweigen. In: FAZ vom 13. Dezember 2012. (Mitautor)
· Verhaften Sie die üblichen Verdächtigen! In: FAS vom 29. April 2012.
· Restrisiko. Die Atomtechnik und das Recht. In: Merkur 747 (August 2011).
· Ein Grundgesetz für Pazifisten? Über Krieg und Verfassung. In: Merkur 741 (Februar 2011).
· Mehr Diskussion, nicht erzwungenes Schweigen. Über die Redefreiheit in den USA. In: Merkur 708 (Mai 2008).
· Gesetzloses Wunder. Vom Sinn der Gnade. In: Blätter für deutsche und internationale Politik, Heft 6/2007.
· Feindstrafrecht?. In: Merkur 685 (Mai 2006).
· Lob des Rechtspositivismus (über Hans Kelsen). In: Merkur 673 (Mai 2005).
· Bewaffnete Intervention und Völkerrecht. In: Merkur 661 (Mai 2004).
· Rettungsfolter? In: Merkur 656 (Dezember 2003).
· Vor 65 Jahren: KPD-Verbotsurteil des Bundesverfassungsgerichts vom 17. August 1956. In: Wochenpost Nr. 34/1996
Text als PDF
· Als die Demokratie streiten lernte. Das KPD-Verbotsurteil von 1956. In: Kritische Justiz, Heft 4/1987
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· Christian (d.i. H.M.), Angaben zur Person oder Vermutungen über den Mescalero. In: Kursbuch 51 (März 1978), "Leben gegen Gewalt", S. 163-187
Vortrag Universität Kassel (30. Januar 2023) – im Rahmen der Ringvorlesung „Rechtsterrorismus in Deutschland: Gegenstrategien in (Zivil-) Gesellschaft und Staat“
Eröffnungsvortrag der Tagung "Wer überwacht die Überwacher?"
Veranstaltet vom Arbeitskreis Demokratie der Friedrich-Naumann-Stiftung.
Theodor-Heuss-Akademie, Gummersbach, 14. Februar 2020
Podiumsdiskussion der Kasseler Grünen mit Vanessa Gronemann, MdL,
Horst Meier, Konstantin von Notz, MdB. Moderation: Nicole Maisch
Caricatura Kassel, 15. August 2019
Streitgespräch mit Prof. Steffen Kailitz (Moderation: Peter-Lasse Giertzuch) beim 30. Heidelberger Symposium "Gleichgewicht" (26. Mai 2018).
Programm
Es diskutieren Dr. Holger Poppenhäger (SPD, Innenminister Thüringen), Prof. Volkhard Knigge (Leiter Gedenkstätte Buchenwald) und Dr. Horst Meier
Podium der Landeszentrale für politische Bildung (Thüringen)
Weimar, 25. März 2016
Podiumsdiskussion, Heinrich Böll-Stiftung
Berlin, 28. Oktober 2015
Mit Horst Meier, Michael Nattke (Kulturbüro Sachsen) und Holger Stahlknecht (CDU, Innenminister Sachsen-Anhalt)
im Rahmen der Vortragsreihe "Rechtsterrorismus und Staat", Hamburger Institut für Sozialforschung (12. November 2013)
Vortrag bei der Fachtagung "Recht gegen Rechte" (Friedrich-Ebert-Stiftung und Forum Justizgeschichte, Berlin, 6. Mai 2013)
"Vieles hätte ich verstanden, wenn man es mir nicht erklärt hätte."
Stanislaw Jerzy Lec
Deutschlandfunk - Nachrichten leicht: Der Wochenrückblick, jeden Freitag um 19.04 Uhr
Nachrichten leicht
"Wer das Nichtstun ebenso wie die Arbeit scheut, findet leicht zum Buch."
Peter Brückner
"Jede Art zu schreiben ist erlaubt, nur nicht die langweilige."
Voltaire
"Ich habe mir das Paradies immer als eine Art Bibliothek vorgestellt."
Jorge Luis Borges
"Heut mach ich mir kein Abendbrot, heut mach ich mir Gedanken."
Wolfgang Neuss
Freital, 31. Juli 2015
"Blood, Toil, Tears and Sweat"
Winston Churchill, erste Rede als Premierminister vor dem House of Commons am 13. Mai 1940
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Werft Blohm+Voss, Hamburg, 13. Juni 1936 (Stapellauf des Marineschulschiffes Horst Wessel)
William J. Brennan Jr. (1906 - 1997)
People ask me: "When will there be enough women on the court?" And my answer is: "When there are nine."
Ruth Bader Ginsburg (Associated Justice, US Supreme Court)
Ruth Bader Ginsburg (1933 - 2020)
Then-Vice President Joe Biden stands for the National Anthem with then-Gen. Lloyd Austin during a 2009 ceremony at Fort Bragg in North Carolina. (Stan Gilliland/EPA-EFE/Shutterstock)
"Wir sind, ein jeder von uns, reicher, als wir glauben; aber man richtet uns zum Borgen und zum Betteln ab..."
Michel de Montaigne, Essais. Lüthy-Ausgabe. Zürich: Manesse 1985, S. 820
"Heiterkeit ist eine moralische Frage. Mürrische Leute, die andere mit ihren Problemen behelligen, die halte ich für rücksichtslos."
Hans Magnus Enzensberger (1929 – 2022)
ZEIT Magazin Nr. 33, 99 Fragen an HME 12.8. 2010
"Es ist eine höchste und gleichsam göttliche Vollendung, seines eigenen Wesens redlich froh werden zu können. Wir trachten nach einem anderen Los, weil wir das unsere nicht zu nützen wissen, und wollen über uns hinaus, weil wir nicht begreifen, was in uns ist. Doch wir mögen noch so sehr auf Stelzen steigen, auch auf Stelzen müssen wir mit unsern Beinen gehen. Und auf dem höchsten Thron der Welt sitzen wir doch nur auf unserm Hintern."
Montaigne, Essais. Lüthy-Ausgabe (1985), S. 884
Mahnung an die „Büchermacher“
"Wer etwas Rechtes an sich hat, der bezeuge es in seinen Sitten, in seinen alltäglichen Reden, in Liebe und in Streitigkeiten, im Spiel, im Bett, bei Tische, in der Führung seiner Geschäfte und in seiner Haushaltung. Jene, die ich in schlechten Hosen gute Bücher schreiben sehe, hätten zuerst ihre Hosen geflickt, wenn sie auf mich gehört hätten. "
Montaigne, Essais. Lüthy-Ausgabe (1985), S. 598
"Denn es gibt keinen andern Weg zu Montaigne als jenen, den Michel de Montaigne selber ging: diesen seltsam verschlungenen, schlendernden, scheinbar ziellosen Weg, der keinen Markierungen folgt und an jeder Wegbiegung staunend vor neuen Ausblicken verweilt. Wer mit einem System an ihn herangeht, hat sich zum vornherein das Verständnis verbaut; und wer mit einem System von seiner Lektüre davongeht, hat sie nicht verstanden."
Herbert Lüthy, Montaigne und die Toleranz (1950) In: ders., Werkausgabe V. Essays III, S. 38.
"(...) mit [Hugo Friedrich] verbindet mich eine große gemeinsame alte Liebe: Michel de Montaigne. Er hat ihn umfassend und souverän interpretiert; ich habe ihn nur und nicht einmal ganz vollständig neu übersetzt, weil er im Deutschen, das seiner besonders bedürfte, nie übersetzt, sondern verballhornt worden war."
Herbert Lüthy, Von den Schwierigkeiten des Dankens und den Listen der Demut [1975]. In: Lüthy, Gesammelte Werke IV. Essays II, S. 370
Über Philister, Spiesser und Antispiesser
"Mit dem sicheren Instinkt ihrer kritischen Intelligenz hatte die studierende Jugend von jeher begriffen, dass die einzig wahre Klassengliederung der Gesellschaft die Gliederung in Altersklassen ist und der einzig wahre Klassenkampf somit der ihre. Das Kennzeichen des Spiessers und Philisters ist ja eben, dass er erwachsen ist, einen Beruf hat und womöglich gar noch Weib und Kind dazu – und in besonders hoffnungslosen Fällen ist er sogar noch stolz darauf; gegen die entsetzliche Perspektive, ebenfalls erwachsen und seinesgleichen zu werden, hilft nur Brachialgewalt..."
Herbert Lüthy, Über Philister, Spiesser und Antispiesser [1969 – Polemik zum 150. Jahrestag der Ermordung des Dramatikers August von Kotzebue durch den Studenten Karl Ludwig Sand]. In: Lüthy, Gesammelte Werke IV. Essays II. Verlag NZZ 2004, S. 243f.
Von der Kunst des Gesprächs
"Die fruchtbarste und natürlichste Übung unseres Geistes ist, nach meinem Geschmack, das Gespräch. Seiner zu pflegen dünkt mich erquicklicher als jede andere Beschäftigung des Lebens (...) Das Bücherstudium ist eine träge und matte Anregung, bei der man nicht warm wird, während das Gespräch Belehrung und Übung zugleich ist. (...) Und gleicher Meinung zu sein, ist im Gespräch ein tödlich langweiliger Zustand."
"Die widersprechenden Urteile beleidigen und verstimmen mich also nicht; sie regen mich an und geben mir zu tun."
"Die Leidenschaftlichkeit und Verbohrtheit in die eigene Meinung ist der sicherste Beweis der Dummheit."
Montaigne, Essais. Lüthy-Ausgabe (1985), S. 724, 725, 743
"Diese so seltene und köstliche Fähigkeit, sich in das Gegenüber zu versetzen und das innere Gesetz des andern als gleichrangig zu achten, hat er bis zur äussersten Grenze getrieben: 'Wenn ich mit meiner Katze spiele, wer weiss, ob sie sich nicht noch mehr die Zeit mit mir vertreibt, als ich mit ihr?' Der ganze Montaigne steckt in diesem hingeworfenen Satz."
Herbert Lüthy, Einleitung: Dass man bei Montaigne nicht suchen soll, was er nicht hat. In Essais. Lüthy-Ausgabe. Zürich 1985, S. 39
"Wer zu seiner Ruhe gekommen ist, der ruht auch von seinen Werken."
(Hebräerbrief)
Kurt Scheel 2011 in der Redaktion des Merkur
KURT SCHEEL (23. April 1948 – 31. Juli 2018)
Siegfried Kohlhammer, Grabrede für Kurt
Berlin, Waldfriedhof Heerstraße (“Urnengemeinschaft A 10”)
Wohl alle, die hierher gekommen sind, um Kurt Scheel zu betrauern und von ihm Abschied zu nehmen, wird die Frage nach dem Grund seines Freitods umtreiben "Warum? Warum hat Kurt Scheel sich das Leben genommen?" Kurt Scheel hat sich direkt oder explizit dazu nicht geäußert, und so bleibt es nun einem jeden überlassen, seine Vermutungen darüber anzustellen - oder die Frage zu unterlassen. Ich bin mir gewiss, dass diese Selbstvernichtung der Wahrung seiner Würde, seiner Selbstachtung galt. Kurt Scheel war ein stolzer Mensch. Seine Bonhomie, seine Selbstironie, seine bescheidene Selbstdarstellung und Zuvorkommenheit waren keine "Fassade" oder "Maske", sie waren real, aber daneben gab es den streng auf seine Würde bedachten Mann, dem jede schulterklopfende Intimität, jede Indiskretion des Unmittelbaren zuwider waren.
Kurt Scheel war auch ein großer Hasser und Verächter, ein begabter Polemiker, aber jeglicher Fanatismus war ihm fremd. Seinen Polemiken fehlten Ressentiment und Häme, der Geruch nach Guillotine, Gefängnis und Berufsverbot - und der Grund dafür war sein Humor; seine Attacken waren so unterhaltsam und erfolgreich, weil sie so witzig, so komisch waren. Sie zielten nicht auf die Vernichtung des Gegners, sondern darauf, dass dieser eine Zeitlang wenigstens die Klappe hielt oder weniger laut lärmte und schwadronierte. Und dieser Humor war keineswegs auf seine schriftstellerische Tätigkeit beschränkt. Die Freundschaft mit Kurt Scheel, das Zusammensein mit ihm, bedeutete neben vielem anderem auch immer Heiterkeit und Gelächter. Kurt Scheel war auch ein humorvoller, witziger, heiterer Mensch.
Geradezu legendär waren unter Kurt Scheels Freunden seine Essenseinladungen, zumal die sogen. "Weiße Tischdecke"- Einladungen. Das begann mit dem morgendlichen Gang zum Karl-August-Platz oder Nestor Straße-Markt - kaum vermochte das vielbesungene Fahrrad die Tüten und Taschen zu tragen, und zu Hause angekommen dann die Fülle, der Überfluss. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles ganz deutlich. Verschiedene Blumensträuße in großen und kleinen Vasen, Gemüse aller Art, Würste und Käse und ... und dann begann die Vorbereitung des abendlichen oder morgigen Essens. Und dann der Glanz des abendlichen Essens, Blumen und Kerzen, Gläserklingen und der Duft der Speisen ... Fülle und Überfluss. Kurt, der Ernährer. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles ganz deutlich. Und seine Großzügigkeit und Freigebigkeit beschränkten sich nicht auf Essenseinladungen. Oft fanden sich seine Freunde durch Geschenke und Hilfeleistungen geradezu beschämt. Kurt Scheel war ein großzügiger und großherziger Mensch.
Die Blumen, die er wohl am meisten liebte, waren die Pfingstrosen , die Päonien. Wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles ganz deutlich: prachtvoll prunkende große Sträuße von Pfingstrosen begrüßten einen schon auf dem Tisch in der Diele, - Fülle und Überfluss. Die Pfingstrose hat die Eigenschaft, dass ihre wunderbaren vielblättrigen Blüten nicht langsam welken oder dass Blütenblatt nach Blütenblatt abfällt, sondern dass sie allesamt gleichzeitig in einem fast schockhaften erschreckenden Fall zu Boden sinken - wie ein umgestoßenes Gefäß, dessen Inhalt sich über den Tisch ergießt. Ein großer japanischer Dichter, dessen Werk sich auch unter Kurts Büchern befand, hat dies in ein Gedicht gefasst, das hier auch zur Erinnerung an Kurts Tod in seiner englischen Übersetzung zitiert sei: After it has fallen, its image still stands. The Peonie flower.
Von Kurt Scheels Leben und seiner Person sprechen heißt auch über Film und Kino sprechen. Er hat viel über Filme und über viele Filme geschrieben, kenntnisreich, klug, unprätentiös und, wie er gesagt hätte, garantiert gluten- und theoriefrei. Er verteidigte das Kino und die Unterhaltung gegen den Autorenfilm und die Prätensionen der Filmkunst - ohne dabei dogmatisch deren gelegentliche Meisterwerke leugnen zu wollen.
"Der Kinokerl" wurde sein Vater, der Kinobesitzer von den Altenwerder Bauern auf Plattdeutsch genannt, und wenn einst die Geistes- und Kulturgeschichte der Bundesrepublik beschrieben und besungen wird, wäre zu wünschen, dass Kurt Scheel mit dem Epitheton "der Kinokerl" darin ein Ehrenplatz zugewiesen wird.
Diejenigen unter Ihnen, die alt genug sind, werden sich noch an die im Kino gelegentlich auftretende Situation erinnern, dass der Film riss : eine schmerzhafte grelle Helligkeit erfüllte plötzlich die Leinwand, aus der Vorführkabine drang das scheppernde peitschende Geräusch des umherschlagenden Filmstreifens; ein schockhaftes erschreckendes Ereignis, das einen herausriß aus der Versunkenheit in den Film. So kommt mir Kurts Tod vor. Aber es gibt keinen Vorführer, der den Filmstreifen zusammenkleben und die Vorführung gebührend fortsetzen wird, obwohl es doch bis ans richtige, angemessene, wahre Ende weitergehen sollte, weitergehen müßte!
Zu den Filmen, die er am meisten liebte, gehörten die Western: "Ich und John Wayne" heißt sein wunderbares Buch über das Kino. In einem der bekanntesten Western, "Shane", verläßt der Held am Ende unwiderruflich das Tal, dessen Farmer er vor den schießwütigen Bösewichtern gerettet hat und reitet ungeachtet der flehentlichen Bitten des kleinen Sohnes der Familie, wo er untergekommen war, davon. "Shane! Come back! Come back, Shane" ruft das Kind, und so möchte auch ich Kurt Scheel nachrufen: "Kurt, komm zurück, komm zurück Kurt!" Aber Kurt Scheel ist tot und kommt nicht zurück. So wird mein großer Freund und Held nun für immer aus dem Tal der Lebenden in einen glorreichen Sonnenuntergang reiten.
Das letzte Kapitel seines Buches über das Kino handelt von den Altenwerder Lichtspielen seiner Kindheit und Jugend, eine bewegende und rührende Gedenkrede auf "Das Kino auf der Insel im Strom". Die ersten drei Zeilen lauten: "Wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles ganz deutlich: in Großaufnahme das weiße Schild mit der Inschrift 'Altenwerder Lichtspiele'". Und die letzten Zeilen, nach der Schließung der Altenwerder Lichtspiele: "- und in meiner Trauer und trotz meiner Tränen wußte ich plötzlich, daß ich gar nichts verloren hatte, es ist ja in mir, und wenn ich die Augen schließe, sehe ich alles ganz deutlich."
Ach wenn ich das im Fall seines Todes auch sagen könnte!
Kurt Scheel, lieber teurer Freund, mögest du in Frieden ruhen und möge deiner lange gedacht werden!
KURT SCHEEL (23. April 1948 – 31. Juli 2018)
Ina Andrae, Grabrede für Kurt Scheel
Berlin, Waldfriedhof Heerstraße (“Urnengemeinschaft A 10”)
Kurt Scheel starb an einem der heißesten Tage dieses langen heißen Sommers.
An einem anderen heißen Tag im Sommer vor zwanzig Jahren war ich Herrn Scheel das erste Mal begegnet, als ich ihm meine Bewerbungsunterlagen in die Hand drückte. Es hieß, er arbeite sehr schnell und sehr gründlich, ich solle die Bewerbung so schnell wie möglich direkt an den Mann bringen. Drei Tage später hatte er die vielen Bewerbungen schon gesichtet, und ich saß ihm gegenüber zum Vorstellungsgespräch. Scheel suchte eigentlich nach einer älteren, reiferen Mitarbeiterin, entscheidend aber sei, ob die "Chemie zwischen uns" die richtige sei, schließlich seien wir aufeinander angewiesen. Dann testete er mein Filmwissen.
Noch beim Vorstellungsgespräch ereiferten wir uns, wie scheußlich doch dieser Cleopatra -Film sei, grauenhaft, Schund und viel zu lang. Einzig die Taylor fand er attraktiv und ich Richard Burton. So haben wir in den letzten zwanzig Jahren manchen Film verhackstückt und andere geliebt. Herr Scheel kannte ganze Dialogpassagen auswendig und zitierte gerne aus Der Pate . "Bonasera, Bonasera, was habe ich dir getan, dass du mich so respektlos behandelst?" Je älter er wurde, desto mehr mochte er den völlig unterschätzten dritten Teil, eine griechische Tragödie. Herr Scheel gab herrliche Prognosen ab, zum Beispiel darüber, dass Brad Pitt ziemlich wahrscheinlich schlecht altern würde, "schnell welken". Er machte manchmal die zwei verschiedenen Gesichtsausdrücke nach, zu denen Harrison Ford imstande ist, und er mochte Tony Soprano wirklich gerne.
Scheel war über drei Jahrzehnte verheiratet gewesen mit dem Merkur . Die Autoren schätzten seine Unbestechlichkeit und sein Auge für den Text. Er konnte ein und demselben Autor hintereinander zehn unverlangt eingesandte Manuskripte kühl absagen ("haben wir keine Verwendung"), um dann aber das elfte mit ebenso knappen Worten anzunehmen. Er sah jüngere Talente und ermunterte sie zum Schreiben. Nicht alle hat er auch im Merkur veröffentlichen können, das verdross ihn manches Mal.
Sein Kerngeschäft bestand in der Arbeit am Text. Aufrecht saß er vor dem pingelig gerade gerückten Papier, die Unterarme auf der Tischplatte neben dem Manuskript, vor sich eine Batterie von angespitzten Bleistiften, neben sich den Radiergummi. Seine Arbeit am Text verstand er als Handwerk, nie als Kunst. Kunst war ihm suspekt.
Seine Präzision im Umgang mit Manuskripten, seine Haltung zum Text war dem ganz anders gelagerten Bohrer etwas unheimlich. Bohrer witzelte manchmal, Kurt würde sich jetzt bestimmt gleich wieder diese Metzgerschürze überziehen, um mit dem Messer über das Manuskript herzufallen, denn, so Scheel: "Der Autor ist der natürliche Feind des Herausgebers!" Auch das konnte man von ihm lernen, wie viel besser Texte durch entschiedenes Kürzen werden können. Die Autoren kannten erst ihren Text kaum wieder, dann freuten sie sich sehr. Die wenigsten hatten Probleme mit Scheels Redigaten.
Unheimlich war Bohrer auch unser sturer Arbeitswille, so dass er uns gegenüber seine ernsthafte Sorge darüber ausdrückte, dass sowohl Scheel als auch ich derart pedantisch wären, derart protestantisch, dass wir nicht in den Himmel kämen. "Da wollen wir auch gar nicht hin", sagte Herr Scheel dann.
Er war am gleichen Tag geboren wie Shakespeare, am Tag des Buches. Seine Mutter sei froh gewesen, dass er nicht schon drei Tage früher, an Hitlers Geburtstag, das Licht der Welt erblickt hatte, das erzählte er gerne. Er liebte: Schachbrettblumen, Rosen, vor allem kurz vorm Verwelken, Vanitas-Motive, Stillleben und Kunstpostkarten, Hollywood und Helge-Schneider-Konzerte ("Wie Kindergeburtstag!"), die Beatles, die er noch in Hamburg gesehen hatte, nicht aber die Stones. Er ging trotz seiner Stubenhockermentalität mit dem Trüppchen, zu dem auch "der stolze Herr Herrndorf" gehörte, immer wieder zu Hertha-Spielen ins Olympiastadion, danach aß man miteinander und schaute noch den einen oder anderen Film in seinem Wohnzimmer.
Er mochte seine Wohnung nicht verlassen und war sehr stolz auf seinen "ausgezeichneten ökologischen Fingerabdruck". An 9/11 zog er sich nach den ersten Meldungen in seine Privatgemächer zurück, um im Fernsehen den Geschehnissen zu folgen. Es war ihm zu viel, auf dem Sofa liegend schlief er fest ein an diesem Nachmittag. Als ich eine Woche später aus Italien zurück in die Redaktion kam, gab der Nichtapokalyptiker ganz unaufgeregt eine Prognose ab, an die ich oft denken muss: Die Gesellschaft werde sich radikalisieren, die Kluft (nein, nicht die Schere!) zwischen links und rechts, Süden und Norden, arm und reich, zwischen Ethnien und Religionszugehörigkeiten werde sich in den nächsten zehn, fünfzehn Jahren vergrößern. Er prophezeite Social Riots, den Verlust der Mitte und das Erstarken populistischer Parteien. Die "Schöpfung an sich" aber fand er "in Ordnung".
Karl Heinz Bohrer, Kurt Scheel, eine Erinnerung. In: Merkur 833 (Oktober 2018)
https://www.merkur-zeitschrift.de/2018/10/01/kurt-scheel-eine-erinnerung/Kenan Malik zum 50. Todestag von JIMI HENDRIX: “’scuse me while i kiss the sky” (20. September 2020)
(Mit YouTube Links zu: Star Spangled Banner/ All Along the Watchtower/ Voodoo Child (Slight Return)/ Catfish Blues/ Purple Haze/ The Wind Cries Mary)
Ian Bostridge, Schubert’s Winter Journey. Anatomy of an Obsession (London: Faber & Faber 2014)
Besprechung von Alfred Brendel, Fremd bin ich eingezogen. In: ZEIT Nr. 48/ 2015
Ian Bostridge und Saskia Giorgini, Winterreise
Internationales Kammermusik Festival, Utrecht 2016
>> kompletter Mitschnitt <<
(Text und Arrangement: Peer Raben)
Dr. Horst Meier
Am Hange 25
D-34130 Kassel
horstmeier.autor@t-online.de
0561 - 76 600 75 ⋅ 0170 - 29 29 1 39